Hauthal, Uta – Hinaus in die Heide, zum Fluss

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Hinaus in die Heide, zum Fluss

Erzählungen mit Zeichnungen von Petra Schade (Pescha)

978-3-935358-23-1

Uta Hauthal erlebt in ihren Texten fremde Beziehungen. Beziehungen zwischen Menschen. Im Zentrum steht ein Zyklus von Erzählungen um Leon und Mila. Leon, ein Mann, der den Weg sucht, seiner Bestimmung gemäß zu leben, Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Und Mila – ein junges Mädchen, junge Frau, Liebende, Geliebte – ist sich ihrer sicher in ihrem Wandel, lebt, wächst und reift auf Leon zu. Es sind Geschichten, die begreifen lassen, wie zwei Menschen einander bestimmen und prägen können, auch wenn sie scheinbar getrennt sind.
Das Buch wird begleitet von Grafiken Petra Schades (Pescha).

Auszug:

Unterwegs

Andächtig strich Markos linke Hand über alte Folianten.
Genau genommen, überlegte er, ist das mein liebster Platz in dieser muffigen Stadt. Und lächelte bei dem Gedanken, dass die meisten Menschen hier wohl den engen Laden, in dem er jetzt stand, so bezeichnen würden, nicht aber ihr Städtchen. 
Immer fühlte er sich in eine andere Zeit versetzt, wenn er die Tür hinter sich geschlossen hatte: Er atmete ruhiger, er ließ alles, was ihn bedrückte, zurück. Es gefiel Marko, dass er stundenlang in alten Lexika, verstaubten Monographien oder seltenen Fotosammlungen blättern konnte, ohne von dem Buchhändler gestört zu werden. Letzterer war ein unerwartet jun­ger Mann, der nicht alterte, wie es schien – Marko schätzte ihn seit Jahren auf Anfang Dreißig, gefragt hatte er nie.
Sollte er Hilfe brauchen, eilte der Büchermann herbei, um mit ein wenig zu lauter, aber angenehm tiefer Stimme Auskunft zu geben. Er geriet jedesmal in Erstaunen über die um­fassende Bildung des Händlers. Nicht selten schämte sich Mar­ko, war er doch derjenige, der für seine Artikel in der Lokalzeitung »Lied der Demokratie« gepriesen wurde, dabei stammte ein großer Teil seiner Kenntnisse aus diesem Laden, von diesem erstaunlichen jungen Mann. Andererseits war das Lob nicht ungerechtfertigt, er pflegte einen charmanten Stil und beschrieb sich selbst gern mit bescheidenem Augenaufschlag als Einäugigen unter Blinden in der Redaktion.
Marko liebte es nicht nur, in antiquarischen Schätzen zu blättern, sondern las ebenso gern zeitgenössische Bücher. Auch hier wusste der Händler bestens zu beraten. Nur eines war tabu für ihn: Dutzendware ging ihm nicht über den Ladentisch. Der Mann konnte sich diese Extravaganz leisten, er hatte das einzige Buchgeschäft der Stadt inne...

 

 

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