Siamanto
Blutige Briefe einer Freundin
Nachdichtungen und ein Nachwort von Wilhelm Bartsch
Interlineare Übersetzung aus dem Armenischen und biobibliografischer Text von Armenuhi Drost-Abgarjan
mit Zeichnungen von Bruno Raetsch
Gedichte armenisch/deutsch
978-3-86289-112-2
… Mir ist im Übrigen nicht bange darum, dass Siamantos „Poesie des Verbrechens“ auch nur im geringsten als „altmodisch“ beim Leser ankommen könnte. Mir ist vielmehr bange darum, dass dieser ungeheuerliche Zyklus im Gegenteil sehr aktuell ist. Der IS hat jüngst im syrischen Deir ez-Zor, der großen Endstation des armenischen Genozids, das wichtige Denkmal an diese unvergesslich grauenhaften Ereignisse sprengen lassen, und wenn ich von den vielen Enthauptungen höre, fährt mir immer gleich ein Gedanke durch den Kopf: wie bei Siamanto!
aus dem Nachwort
Siamanto (geb. Atom Yarčanean), bedeutender armenischer Lyriker, gilt als Vertreter des Neoromantizismus und Begründer der „Poesie des Verbrechens“ in der armenischen Literatur, der zugleich die „Vers-libre“-Dichtung in Armenien einführte.
*15. August 1878 in der berühmten westarmenischen Metropole Akn (türk. Egin, heute Kemaliye in der türkischen Provinz Erzinjan). 16-jährig musste er vor den blutigen Massakern unter dem osmanischen Sultan Abdul-Hamid (1895–1897) ohne Schulabschluss fliehen. Sein Fluchtweg über Ägypten und die Schweiz führte ihn nach Paris, wo er an der Universität Sorbonne als Gaststudent französische Philologie und Literatur studierte.
Am 24. April 1915 wurde Siamanto mit zahlreichen Vertretern der armenischen Intellektuellen durch die türkische Justiz festgenommen und später bestialisch ermordet.