Windgeschwister

mit Zeichnungen von Sylvia Reuss

978-3-86289-018-7

Muß das sein

nun wieder mit einem neuen Buch, bloß weil wir das Jahr 2011 schreiben ein elftes? In den Buchläden platzen Regale, stapelt sich bedrucktes Papier, und an allem will verdient werden. Kann kein Buchhändler lesen, was er verkaufen soll und schon gar nicht beraten. Irrt man umher, sucht ein Geschenk. Wenn nichts mehr einfällt, ein Buch. Bloß welches? Ach, da war von einem Namen die Rede im Fernsehen, das kann nicht verkehrt sein. Einpacken bitte. Im schlimmsten Fall, wenn kein Prominenter seine Affären beschreibt, das Keramik-Sandmännchen in hübscher Schachtel. Auf Wiedersehen.
Gediegene Zeitschriften, die auf sich halten, haben in fast jeder Ausgabe ein großes Foto, daß der Mensch nicht vergesse, wie ein Auto aussieht.
Wirfst du nicht auch gleich Werbung in die blaue Tonne? Und so verschmutzen wir Umwelt.
Dichter gibt es erst, wenn sie tot sind. Du bist längst gestrichen aus der Kultur, bist kein  Event! Schaulaufen auf rotem Teppich? Da willst du nicht hin, kannst das Kleid auch gar nicht bezahlen.
Mit Verbrechern an einem Tisch sitzen, nein, aber am Feierabend mit Kriminalgeschichten im Sessel, das ja. Dicker Band als Historienroman sieht nach Bildung aus, auch wenn mehr ausgedacht ist als zusammengeforscht. Aber wer will Gegenwart im Gedicht?
Du lädst freundliche Menschen ein, und die kommen auch, schenken dir ihre Zeit. Ist dein Buch Gegenwert? Und du fährst in andere Orte, stellst dich den Leuten vor, die nicken vielleicht, aber dann sollen sie gleich Bücher kaufen von dir? Einem Blumenstrauß ist anzusehen, was er ist. Willst du Mogelpackung sein?
Die Welt wird sich nicht richten nach dir!

Der Vogel fragt nicht, wer ihn hört, aber er singt!    

Christel Trausch

Trausch, Christel liest – Windgeschwister