Waag, Hans-Jörg – Unterwegs in Osteuropa und in der Erinnerung.

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Unterwegs in Osteuropa und in der Erinnerung.

Erlebnisse – Ereignisse – Facetten

978-3-938380-39-0

Man vergißt es immer wieder: Auch die DDR-Bürger sind gereist. Es waren nicht unbedingt Flugreisen in Urlaubshoch­burgen, in denen alles für sie vorbereitet war. Hans-Jörg Waag beschreibt seine Reisen in der CSSR, Polen, Bulgarien, Rumänien, in den Kaukasus. Er muß­te improvisieren, auf Unerwartetes und Probleme vorbereitet sein. Aber gerade dadurch bewährte sich die Persönlichkeit, gewann er Freunde, waren Reisen zugleich Abenteuer.
Aber Hans-Jörg Waag ist nicht nur mit dem Auto unterwegs, er reist in Gedanken auch zurück in seine Kindheit, nimmt Abschied von seinem Vater, begegnet Bismarck und Weinert. Es ist ein nachdenkliches Buch, das dem Leser Raum lässt, seine Gedanken und Erinnerungen einzubringen.


Inhalt 
Jugendzeit 
Tschechisches Bier Aussteigen macht Appetit 
Zwischen Wasertal und Trans Fagarasch 
Im schäumenden Gischt blieb alles verborgen
Es treiben die Wolken von West nach Ost 
Im Kaukasus 
Eine Reise nach Moskau
Jäger und Gejagte
Abschied 
Ein Taubenseelchen spricht über ihren Waldemar
Der junge Holzkopf 
Der Zeitgeist und die Beliebigkeit
Vom Lesen 

Auszug
Jugendzeit
Es gibt Zeitläufe im Leben, die so ruhig dahinfließen, dass wir ihre Vergänglichkeit kaum empfinden. So geschieht es zumeist während unserer Kindheit und in den Jugendjahren. In der Mitte unseres Lebensweges nehmen Leidenschaften zu. Der Bekanntenkreis verändert, vergrößert sich, andere Menschen kreuzen unseren Weg. Manches Mal gewinnen gerade sie großen Einfluss auf uns. Diejenigen, die uns bisher beglückt haben, sind aus unserer Nähe verschwunden oder haben uns verlassen, vielleicht auf immer. Je älter wir werden, desto öfter werden wir von Gedanken gefangen, die uns wieder in unsere Kindheit und Jugend zurückführen. Wir vergleichen, bewerten und erinnern uns, vielleicht sind wir erschüttert, aber zurückholen können wir nichts, höchstens gedanklich, episodenhaft und oftmals nur unvollständig. 
Was, so fragte er sich eines Tages, wissen wir wirklich von unseren Eltern, unseren Vorfahren? Was von ihnen hat uns bisher wirklich interessiert? Wie tief sind wir in ihr Leben eingedrungen, in ihre Persönlichkeit, ihre Seele? Wie haben wir sie oder sie uns beeinflusst? Hat uns das tatsächlich interessiert oder war vielmehr unser Ego oftmals viel interessanter? Und dann stellt man plötzlich fest, wir wissen von unseren Eitern eigentlich wenig, von unseren Vorfahren noch weit weniger, vielleicht überhaupt nichts. Und verschämt müssen wir uns gestehen, es hat uns bisher auch nicht interessiert.
Eines Tages lassen die Gedanken nicht mehr los, sie in unsere Gegenwart wieder einbeziehen zu wollen.

Es war Mitte der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Eine für ihn wichtige Lebensphase begann. Es war die Zeit, die ihn unbewusst aus seinem kindlichen Chaos heraustreten ließ. Er begann, äußere Zusammenhänge in seinem Umfeld zu erkennen und zu erahnen. Die Bewusstheit seines Seins und Handelns begann gerade inmitten einer Herde von Kühen, die zu hüten er sich einer Gruppe von Kindern angeschlossen hatte. Nur wenige davon waren in seinem Alter. Sie alle wohnten in einer Siedlung am Rand einer größeren sächsischen Stadt. Hier, an einer langen, mit Granitsteinen gepflasterten und mit Apfelbäumen gesäumten Straße, die ins nahe gelegene Erzgebirge führte, wurde die Siedlung gegen Ende der 30er Jahre, vor einem dichten Wald gelegen, erbaut. Sie war eine von vielen Siedlungen, die damals in den Städten des Landes entstanden. Diese wurde hier an einer landschaftlich schönen Stelle errichtet, am Fuße des Erzgebirges.

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