Wappler, Gerlinde – Menschen um Gleim II "Leben Sie wohl, geliebter Vater"

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Menschen um Gleim II "Leben Sie wohl, geliebter Vater"

978-3-932090-97-4

Johann Wilhelm Ludwig Gleim war ein äußerst kontaktfreudiger Mensch und hat als Dichter, Mäzen und Freund vielfältig in seiner Zeit gewirkt. Man wird seiner Bedeutung nicht gerecht, wenn man nur seine literarischen Werke betrachtet. Die beiden Bände der Menschen um Gleim charakterisieren ihn deshalb durch die Persönlichkeiten, zu denen er in Beziehung stand. Der 1998 erschienene erste Band befaßte sich mit den Familienmitgliedern und Persönlichkeiten, zu denen Gleim in seiner ersten Lebenshälfte Kontakte knüpfte. Der hier vorliegende zweite Band stellt jüngere Zeitgenossen in den Mittelpunkt. Eine Ausnahme bildet nur Magnus Gottfried Lichtwer, der Altersgenosse Gleims war; aber nicht von den übrigen Halberstädter Dichtern getrennt werden sollte. Auch hier sind die einzelnen Skizzen mit Blickrichtung auf Gleim geschrieben und beleuchten das Besondere der Beziehungen in altäglichen Freuden und Leiden vor dem Hintergrund der Literaturentwicklung.

Eine ausführliche Biographie und Würdigung Gleims befindet sich im ersten Band. Zu Beginn der meisten hier dargestellten Bekanntschaften hatte Gleim den Zenit seines Dichterruhms bereits überschritten. Für sich hatte er entschieden, nicht als freier Schriftsteller leben zu wollen. Er hatte durchaus Freude an seiner beruflichen Tätigkeit mit dem Kontakt zu sehr unterschiedlichen Menschen. Gleim konnte aber auch andere Lebensentwürfe akzeptieren und wußte durchaus um die Probleme, einen bürgerichen Beruf und dichterische Berufung in Einklang zu bringen. Er unterstützte viele bei der Sicherung ihrer Existenz. Zwar hatte er kaum direkten Einfluß auf die Vergabe von Stellen, aber er konnte empfehlen und auf Möglichkeiten hinweisen.
So waren mehrfach Kanonikate im Gespräch. In Halberstadt gab es nicht nur das Domstift, sondern auch Stifte an anderen Kirchen, die für Bürgerliche mit Hochschulstudium zugänglich waren. Die Stifte und der Landbesitz der Kirche waren auch nach der Reformation erhalten geblieben. Die Einkünfte flossen den Stiftsherren oder Kanonikern zu, die allerdings zunächst ein Kanonikat, also einen gewissen Anteil erwerben mußten, um danach in den Genuß einer »Präbende« zu kommen. Über die Vergabe von Kanonikaten entschied letztendlich der preußische König als Rechtsnachfolger des Bischofs von Halberstadt. Oftmals wurden solche Kanonikate an Offfiziere oder Beamte vergeben, aber auch Dichter fanden gelegentlich Berücksichtigung. Es gab außerdem bescheidenere Versorgungen, etwa Vikariate.
Gleim versuchte mehrfach, seine guten Beziehungen zu Karl Abraham von Zedlitz, Minister des geistlichen Departements und somit für Kirche und Hochschulen zuständig, für die Versorgung junger Freunde zu nutzen. In seinen Anfangsjahren als Minister stand Zedlitz Gleims Vorschlägen auch aufgeschlossen gegenüber; entwickelte aber im Laufe der Jahre die feste Meinung, daß die Beschäftigung mit Poesie für junge Leute schädlich sei und sie nur von ihren bürgerlichen Berufen ablenken würde. Gleim konnte also mit seinen Empfehlungen keinen Erfolg haben, kannte aber die Gründe nicht.
Gleim blieben vorwiegend die kleinen Hilfen und Unterstützungen, vor allem mit eigenem Geld. Er war im Laufe der Zeit wohlhabend geworden und konnte besonders im letzten Jahrzehnt seines Lebens sehr großzügig verfahren.
Auch in diesem Band stammen die Zitate aus sehr unterschiedlichen handschriftlichen und gedruckten Quellen und wurden in Orthographie und Zeichensetzung vereinheitlicht und modernisiert.
aus dem Vorwort

 

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