Prémontré des Ostens

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Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg vom 11. bis 17. Jahrhundert

978-3-932090-05-9

Zum Geleit

Mit dem Titel »Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburgs: Stift - Pädagogium - Museum« veröffentlichten wir vor einem Jahr, Ende 1995, ein erstes Kompendium wissenschaftlicher Aufsätze, dokumentarischer Quellen und Fotos zur Geschichte des ältesten erhaltenen Bauwerkes der Stadt. Die im Vorwort in  Aussicht gestellte erste Ausstellung wie die weitere Erforschung werden jetzt eingelöst bzw. um einen wesentlichen Abschnitt bereichert. Die öffentliche Reaktion auf das erste Buch gibt vielfache, ermutigende Bestätigung, in der theoretischen und nun auch sinnlich erlebbaren historischen Rückschau fortzufahren.
Den wichtigsten Ereignissen, die zu Bau und Nutzung der hochmittelalterlichen Klosteranlage geführt  haben, widmet sich diese Publikation wie die begleitende Präsentation einmaliger und kostbarer Zeugnisse aus der Zeit zwischen dem 11. und frühen 17. Jahrhundert. Mangels eines archivalischen Eigenfundus dessen Erhalt die wechselvollen und oft gegenläufigen historischen Eingriffe verhinderten, mußte sich die Rekonstruktion von Anfang an auf den weitreichenden Wirkungsradius des ansässigen Prämonstratenserordens stützen. Filiationsgründungen und Patronate innerhalb der sächsischen Zirkarie und die Relikte ihrer Geschichte, die sie mit dem (zweiten) Mutterkloster verbanden, schaffen dennoch einen authentischen Spiegel. Mittels Urkunden und Büchern, Gemälden und Grafiken, liturgischem Gerät und Paramenten soll der Widerschein vom geistigen und kulturellen Einfluß des Missionsordens im mitteldeutschen Territorium erzeugt werden.
Überhaupt verstärken sich gegenwärtig erfreulicherweise die wissenschaftlichen Untersuchungen in der Magdeburger Region, die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert europäische Bedeutung besaß.
Wider die zu DDR-Zeiten deutlich vernachlässigte ideelle Bewahrung solch erhabener Zäsuren regt sich eine komplexe Suche und Verknüpfung mit der historischen Identität des eigenen Lebensraumes.
Dem Kloster Unser Lieben Frauen als »Hausmacht« des Ordensgründers und Erzbischofs von Magdeburg, Norbert von Xanten, kommt im frühen 12. Jahrhundert in diesem Zusammenhang eine besondere Wichtigkeit zu. Die räumliche Einbindung in die historische Achse zwischen Dom, dem Ort der einstigen und wieder neu ins Blickfeld rückenden Kaiserpfalz, den vormaligen Patronaten von Liebfrauen – St. Johannes, Hl. Geist und St. Ulrich – gewährt ihm einen unauslöschlichen Rang. Daß ihn die Nutzung als Kunstmuseum zu einem Ort lebendiger künstlerischer Prozesse hat werden lassen, darf als ein glückliches Beispiel für den Erhalt geistiger Konstanten gelten. Vergangenheit und Gegenwart in enger Beziehung zueinander erlebbar zu machen, sieht auch das künftige Konzept vor. Dem vor 300 Jahren am Ort eingerichteten Pädagogium soll 1998 eine nächste Ausstellung gewidmet sein.
Vorrangig ist und bleibt das Baudenkmal als die Mitte faßlicher Geschichte. Nachweis und Beschreibung seiner Stellung in einer Hoch-Zeit mittelalterlich-sächsischer Sakralarchitektur müssen das Unterpfand für seine ideelle und materielle Bewahrung in der Öffentlichkeit bilden. An dem 1995 konstatierten Befund einer noch ausstehenden wissenschaftlichen Publikation über die Frühphase der Gründung und Bauabläufe in den folgenden Jahrhunderten kann bisher leider noch keine Veränderung festgestellt werden. Gleichwohl erfordern täglich notwendige konservatorische und auch funktionale Erfordernisse Entscheidungen, die in eine unmittelbare Nähe zur Intention der Erbauer führen.
Nach 20jährigem Ist-Zustand eines Provisoriums des »Norbertinums« wird jetzt zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Halle, die deutliche Aufwertung des einstigen Grabraums des Ordensstifters konzipiert. Auch die behutsame Verbesserung des Funktionstraktes im nordwestlichen Eingangsbereich wie die unaufschiebbare Erneuerung der Heizung erfordern eine fundierte Vorgehensweise im Umgang mit dem Bausolitär. Räumlicher Zugewinn soll durch die Restaurierung der oberen Tonsur und längerfristig durch die Instandsetzung des unteren Poenitentiariums erbracht werden.
Auch das einstige Sommerrefektorium, durch Kriegsfolgen in seiner Raumstruktur nahezu gänzlich verfremdet, löst Impulse aus, auf die Ambivalenz des heute als Klostercafé genutzten Flachdeckensaales zu reagieren.
Zurück zum gegenwärtigen Projekt.
Für die Realisierung von Ausstellung und vorliegendem Buch möchten wir uns bei vielen Institutionen für die Kooperation bei den Recherchen und die Leihgaben bedanken. Viele persönliche Ratgeber halfen uns bei der erfolgreichen Quellensuche. Unseren ganz besonderen Dank möchten wir Pater Dr. Ludger Horstkötter von der Abtei Duisburg-Hamborn abstatten.
Mit großem Engagement beteiligten sich die Autoren der Textbeiträge. Aber nur durch den Einsatz einer sehr motivierten, ja geradezu begeisterten Arbeitsgruppe mit vielen ABM-Kräften konnte diese Neulanderoberung gelingen.
Wir bedanken uns nachdrücklich dafür, daß unserem Antrag auf erneute Mittel-Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt, die Toto-Lotto GmbH Sachsen-Anhalt, die Stiftung Mitteldeutscher Kulturrat, Bonn, und die Preussen Elektra, Hannover, so großzügig zugestimmt wurde.

Dr. Matthias Puhle
Leitender Direktor der Magdeburger Museen

Dr. Renate Hagedorn
Leiterin des Klosters Unser Lieben Frauen
(Dezember 1996)

Beiträge von:

Bednarz, Ute / Behn, Arthur / Buchholz, Torsten. Vorwort von Hagedorn, Renate / Ruhle, Matthias. Beiträge von Bohmbach, Jürgen / Beran, Jonas / Förster, Uwe / Horstkötter, Ludger / Lüdecke, Torsten / Eichhorn, Herbert

 

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