Traumatisiert & borderlinegestört
Systemische und traumapädagogische Arbeitsweisen in der Jugendhilfe
3. aktualisierte und erweiterte Neuauflage
978-3-86289-113-9
Traumatisiert und borderlinegestört, das sind seit einigen Jahren viele Kinder und Jugendliche, die sich in Jugendhilfeeinrichtungen befinden. Um diese Kinder angemessen und störungsspezifisch zu betreuen und zu erziehen, braucht es in der Heimpädagogik neue Ansätze und Haltungen. Der Autor stellt in diesem Buch traumapädagogische und systemische Arbeitsweisen und Haltungen vor, die geeignet sind, diesen Kindern zu helfen. Dabei werden klassische Erziehungsansätze in Frage gestellt und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht. Er deckt manche Macht- und Kontrollansprüche traditioneller Erziehungsansätze auf und zeigt, wann Konsequenzen auch Strafen sind. Er entwirft ein traumapädagogisches Konzept, welches auf Vertrauen und Beziehung setzt und erzieherische Kontrollansprüche überwiegend ablehnt. Vorgestellt wird auch ein speziell für die Jugendhilfe entwickeltes Selbstfürsorgetraining für Kinder und Jugendliche. Hierfür gibt es konkrete methodische und didaktische Handreichungen für den pädagogischen Alltag.
Inhalt
1. Einführung
Situation in der Jugendhilfe – Pädagogische Grenzen und Herausforderungen
Borderlinestörungen im Heimkontext – Borderlinestörung und Traumafolgestörungen
2. Darstellung der Hilfesysteme
Profil der betreuenden Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung
Das systemische Arbeitskonzept
Profil des begleitenden Institutes
3. Einführung in das Störungsbild
Das Bild der Borderline-Persönlichkeitsstörung – Aktuelle pädagogische Ansätze und ihre Wirksamkeit
Begriffsbildung – Neue Perspektiven
4. Fallbeschreibung und Darstellung der Arbeitsschritte
Familienanamnese der Klientin – Selbstbeschreibung der familiären Situation; Genogramm der Klientenfamilie
Erste Phase – die Integration in das Heim – Erste psychologische Beratung; Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?; Kontakte zum Elternhaus / Arbeit mit den Eltern; Erste Eskalation
Zweite Phase – zwischen Klinik und Heim – Die Mitarbeiter – Herausforderung und Überforderung; Erster Aufenthalt in der Psychiatrie – aller Anfang ist schwer; Zweiter Aufenthalt in der Psychiatrie – Zwischen Hoffen und Bangen; Dritter Aufenthalt in der Psychiatrie – Ein hoffnungsloser Fall?
Dritte Phase – Stabilisierung – Umzug in den eigenen Wohnraum
Rückblick – vom Nutzen erzieherischer Präsenz
5. Grundhaltungen der systemischen Arbeit
Wissenschaftlichkeit, Methode und Menschenbild – Systemisches Menschenbild
Merkmale lebendiger Systeme
Konstruktivismus – Wirklichkeitskonstruktionen
Erschaffung von Problemen
Die Familie, einige systemische Deutungen – Die Situation der Familie; Familiensystem; Entwicklungsphasen von Familien; Lösung aus der Familie
Postulate systemischen Handelns
Systemische Diagnostik
Hypothesen und Strategieplanung – Das Genogramm, Instrument zur Hypothesenbildung und Strategieplanung; Hypothesenbildung; Strategieplanung
6. Supervision und Praxisberatung
Supervision mit dem Erzieherteam – Familienbrettarbeit in systemischer Supervision
Supervision mit der Bezugserzieherin – Verstrickung; Exkurs Familienrekonstruktion; Kleine Einführung in die Methodik; Zugehörigkeit zum Familiensystem; Identifikation; Das Familiensystem hat eine Ursprungsordnung; Lösungen; Lösung der Verstrickung
7. Diagnostik, Erfahrungen und Erkenntnisse
Darstellung des Störungsbildes – Kriterien der Borderline-P. im Rahmen der ICD 10; Kriterien der Borderline-P. im Rahmen des DSM-Systems; Diagnose Borderline bei Kindern und Jugendlichen; Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung; Familienmuster und Borderlinestörung
Erkenntnisse, Hypothesen und Prognosen – Häufigkeit, Verlauf, Suizidalität und Komorbidität; Neurobiologie der Borderlinestörung u. Traumatisierung; Stabilität und Störungen der Persönlichkeit
Impulsives, aggressives Verhalten
Selbstverletzende Verhaltensweisen – Selbstverletzendes Verhalten – wenn die Lösung als Problem ist; Umgang mit selbstverletzenden Verhaltensweisen; Der Notfallkoffer
Persönlichkeit und Pubertät, Entwicklungschancen und Risiken
Diagnostik der Posttraumatischen Belastungsstörung – Entwicklung des Störungsbildes; Kriterien der Posttraumatischen Belastungsstörung ICD 10; Frühkindliche sexuelle Traumatisierung – Gedächtnisleistung und Srache
8. Flankierende systemisch beraterische Arbeit
Vorbereitung der ambulanten systemischen Beratung
Ziele der ambulanten systemischen Beratung – Strategien der ambulanten systemischen Beratung
Kurzdarstellung ersten Phase des Beratungsverlaufs
Schlussbetrachtung der flankierenden Beratung
9. Zehn Jahre später – Das Leben geht weiter
Interview mit der Klientin von damals – Berufsausbildung und Jobsuche; Das Leben ist noch voller Angst; Meine Vergangenheit eilt mir voraus; Erwartungen an Heimerziehung
10. Arbeitsempfehlungen für den Heimkontext
11. Traumapädagogik in der Jugendhilfe
Die Herausforderung und erste Konzepte – Traumapädagogik, nur eine Hilfswissenschaft?; Einige richtungweisende Konzepte
Ohne Beziehung keine Erziehung – Erziehung & Macht – Solange du die Füße unter meinem Tisch …; Wer nicht hören will, muss fühlen; Konsequenz versus Strafe; Grenzen von Strafung und Regeln für Bestrafungen; Grenzen des Belohnens
Beziehung, das A und O – Die Skalierungsscheibe; Ein Instrument zur Differenzierung von Beziehungen; Autorität durch Beziehung und erzieherische Präsenz; Weniger ist mehr! Drei-Körbe-Übung
Resilienz oder was Kinder gesund erhält – Resilienzforschung und Salutogenese; Ressourcen – trotz Trauma und Krise gesund bleiben …; Lösungsorientierte Kommunikation; Generelle individuelle Ressourcen
Traumapädagogische Arbeitsschwerpunkte – Halt geben – Vor- und Nachteile von Regeln; Selbstfürsorgetraining; Drei Module Selbstfürsorgetraining; Emotionale Stabilisierung, Arbeit mit Imaginationen; Dissoziationsstopp; Entwicklung des Autobiographischen ichs; Lebensflussmodell, eine methodische Anregung zur Biographiearbeit
12. Literatur