Trausch, Christel (14) – Lichtruf. Geschichten und Gedichte

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Lichtruf.

Geschichten und Gedichte

978-3-86289-094-1

Heimkehr

Dieses Buch ist die Heimkehr eines Kindes, das sich am Wegrand der Zeit erinnert. Das Alter hat längst begriffen, daß ihm nichts gehörte. Aus der Geborgenheit kam es, wurde ausgegrenzt als Flüchtling. Umsiedler war ein milderes Wort. Ärmliche Nachkriegskleidung schuf vorübergehend eine Art Gleichheit. Die Sprache, einziger Besitz, in der Wiesen zu duften, Ähren zu schaukeln, Reden uralter Völkergemische zu klingen schienen, in der sich Erinnerungen trösten wollten, dieser einzige Besitz wies die Herkunft aus. „Ach, Sie sind nicht von hier?“ Verachtung war manchmal herauszuhören, Mißtrauen auch. Aber Umarmung gab es, wenn sich Landsleute trafen: „Ach so was, nein, so was aber auch, und woher kommen Sie?“
Nicht Winde haben uns verstreut in alle Richtungen.
Das schreibe ich auf, das lese ich vor und höre wiederum: „Aber Sie sind nicht von hier.“ Wohlwollen inzwischen.
Heimat wollte ich schaffen in dieser Gegend, glaubte mir selbst zwischen Nachbarn und Freunden.
Wenn nun aber die größte Angst meiner Kindheit: was wird, wenn die Russen kommen, erlöst ist durch die Kinder der 5. Schule in Gusew, meinem Geburtsort Gumbinnen, die nach meinen Geschichten und Gedichten fragen, um sie mit ihrer Lehrerin ins Russische zu übersetzen, dann feiern meine 80 Jahre Heimkehr in die Geborgenheit und sagen lächelnd: 
„Nein, ich bin nicht von hier!“

 

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