Gemeinsame Wurzeln
Spurensuche vom Augsburger Lechfeld zu den Merseburger Zaubersprüchen
978-3-86289-057-6
herausgegeben für die Friedrich-Bödecker-Kreis-Landesverbände Bayern und Sachsen-Anhalt von Helmut Brinkmann und Jürgen Jankofsky
ZUM GELEIT
Friedrich Bödecker war Lehrer in Hannover. Er erkannte schon früh, dass der Schulunterricht nicht ausreichte, um seinen Schülerinnen und Schülern ein stabiles Leseverhalten zu vermitteln und brachte sie mit Autorinnen und Autoren zusammen. Sein Sohn Hans setzte seine Arbeit so erfolgreich fort, dass heute in allen Bundesländern ein Friedrich-Bödecker-Kreis für Leseförderung existiert, dazu ein Bundesverband, der aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes finanziell gefördert wird.
Aus Bundesmitteln unterstützt wurde auch das Projekt, dessen Ergebnisse mit diesem Buch vorgelegt werden.
Die intensivste Form der Autorenbegegnung ist die Schreibwerkstatt, die auch Kernstück des zwischen den Friedrich-Bödecker-Kreisen Sachsen-Anhalt und Bayern verabredeten Projekts „Spurensuche – vom Augsburger Lechfeld zu den Merseburger Zaubersprüchen“ war. Historischer Hintergrund des Titels ist, dass König Otto I. aus Dankbarkeit über den Sieg über die Ungarn auf dem Lechfeld im Jahre 955 ein Bistum gründete – in Merseburg.
Das Projekt begann damit, dass eine Autorin und ein Autor aus Augsburg nach Merseburg fuhren, um Schülerinnen und Schülern Augsburg näher zu bringen; gleichzeitig kamen zwei Autoren von Merseburg nach Augsburg, um hier zwei Schulklassen über Merseburg zu informieren.
In allen Fällen wurden die Schüler aufgefordert, ihren Mitschülern in der jeweils anderen Stadt fiktive Briefe über ihre Stadt zu schreiben. Die Verfasser der zehn besten Einsendungen wurden zur Schreibwerkstatt nach Güntersberge im Harz eingeladen.
Das Kindererholungszentrum (KiEZ) in Güntersberge erwies sich als idealer Ort für die Durchführung der Schreibwerkstatt. Abseits gelegen vom „lärmenden Markt“, aber ausgestattet mit allen erforderlichen Räumlichkeiten bis hin zu einem Computerraum, in dem zehn Geräte zur Verfügung standen, um die Texte einzugeben und zu drucken. Das Wichtigste aber, das zur Verfügung stand, war – Zeit: zum Zuhören, zum Gespräch, zum Verbessern mitgebrachter und neuer Texte, zum kreativen Schreiben. Die Art und Weise, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei miteinander umgingen, ist mit „einfühlsam“, „behutsam“, „sensibel“ nur unzureichend zu beschreiben; neben dem literarischen Bemühen fand ein nachhaltiges soziales Lernen statt.
Die Hoffnung ist nicht unberechtigt, dass das Projekt für die teilnehmenden Jugendlichen ein prägendes Erlebnis gewesen ist. Derartige „prägende Erlebnisse“, wie sie die außerschulische Jugendbildung vermitteln kann, gehen über die Wissensvermittlung weit hinaus und führen zu einer Bildung, die junge Menschen befähigt, ein Leben „im aufrechten Gang“ (Ernst Bloch) zu führen.
Helmut Brinkmann Jürgen Jankofsky