Merfert, Walter – Zwischen Winckelmann und Ferdinand Heine

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Zwischen Winckelmann und Ferdinand Heine

Ein Leben mit Wissenschaft und Kunst Elemente meiner Weltanschauung und Lebensgestaltung

978-3-938380-74-1

Einleitung

Mit den tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR 1989 wurde das erste Kapitel der vorliegenden autobiografischen Schrift unter dem Arbeits­titel „Glasnost, Perestroika und politische Wende“ begonnen. Die vehement vertretene Meinung der neuen politischen Repräsentanten, dass die als staatsnah bezeichnete Intelligenz der DDR schuldig geworden sei und dafür mit öffentlicher Ächtung und Rentenkürzung zu bestrafen ist, verlangte nach einer angemessenen Reaktion des Autors als Betroffener. Auch für die Meinungsbildung der Familienangehörigen und des Bekanntenkreises war eine Bestandsaufnahme und Analyse seines Verhaltens im gesellschaftlichen Leben des untergegangenen Arbeiter- und Bauernstaates von Bedeutung. Dabei zeigte sich, dass die Periode 1985–1991 nicht ausreichte, um alle Phänomene der schicksalhaften Jahre von „Glasnost und Perestroika“ zu erfassen. Daher wurde allmählich auch die vorangegangene Periode bis zum Zweiten Weltkrieg und sogar die Kindheit im „Dritten Reich“ einbezogen. Angeregt durch Berichte der Massenmedien und öffentliche Diskussionen zum zehnten Jahrestag der Wiedervereinigung entstand das Verlangen, auch diesen Zeitraum systematisch zu erfassen und aus persönlicher Sicht zu werten. Der Verfasser ließ sich in seinen reiferen Jahren vor allem von zwei bedeutenden Persönlichkeiten inspirieren. In der Geschichtswissenschaft und Kunst war es der „Kolumbus der Altertumsforschung“ sowie brillante Sprachkünstler Johann Joachim Winckelmann, in der Naturwissenschaft und Denkmalpflege der erfolgreiche Pflanzenzüchter sowie exzellente Kunstkenner Ferdinand Heine. Um als Chronist einer der Wahrheit verpflichteten Berichterstattung zu genügen, das eigene Verhalten gemäß den strengen Maximen eines Montaigne zu schildern und eine korrekte Wiedergabe weit zurückliegender Erlebnisse und Handlungen zu gewährleisten, wurden alle vorhandenen persönlichen Dokumente ausgewertet und, wenn erforderlich, zitiert. Dazu gehören Tagebuchaufzeichnungen von 1945, stenografische Notizen seit 1946, gereimte Texte ab 1947, populärwissenschaftliche Veröffentlichungen seit 1952, wissenschaftliche Arbeiten ab 1959 und Vortrags- bzw. Zeitungs­manuskripte seit 1965. Vielleicht regen die Lebensumstände und Verhaltensweisen des Autors im Verlaufe von 70 Jahren an, eines der siebzehn Millionen Schicksale in der ehemaligen „Ostzone“ kritisch mit eigenen Augen zu sehen und nicht aus dem Blickwinkel der sich oft zum eigenen Vorteil profilierenden „DDR-Kenner“ und selbsternannten „Sozialismus-Experten“. Das könnte zu einer Haltung führen, die sich von der in Westdeutschland noch weit verbreiteten Herabsetzung der Wissenschaftler, Ingenieure, Künstler, Sportler und anderer Gruppen von Bürgern der ehemaligen DDR unterscheidet. Erwähnt sei, dass der Verfasser als Liebhaber klassischer Musik die geschilderten Abschnitte seines Lebens wie eine Komposition mit Themen, Variationen und Kadenzen behandelt hat. Ob die Themen richtig erkannt, die Variationen als wohlklingend empfunden oder die Kadenzen als überflüssig angesehen werden, bleibt allein dem Urteil des Lesers überlassen. Dem aber wünsche ich, wie der Chronist Widukind von Corvey vor tausend Jahren der Reichsäbtissin Mathilde von Quedlinburg, „dass du beim Lesen den Geist ergötzt, die Sorgen bannst und dich edler Muße erfreust.“

Hadmersleben, im Frühjahr 2008

Walter Merfert

 

Inhalt

Einleitung Volksschulbesuch in Hassitz, Krs. Glatz /Niederschlesien 1935–1943

Landwirtschaftslehre in Kröschendorf, Kreis Neustadt/Oberschlesien 1943–1944

Amerikanische Kriegsgefangenschaft in Eger/Sudetenland und tschechische Zwangsarbeit 1945–1946

Fachschulbesuch in Arendsee und Eisenach, Landarbeiter in Mechau und Stapelburg, MAS-Agronom in Hohenberg-Krusemark 1946–1950

Landwirtschaftsstudium in Halle und Moskau 1950–1956

Wissenschaftlicher Assistent im Institut Bernburg der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften 1956–1963

Betriebsleiter auf der Gersdorfer Burg bei Quedlinburg 1963–1965

Abteilungsleiter im Institut für Getreideforschung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in Hadmersleben 1965–1985

Glasnost im Kreis Wanzleben und politische Wende im Institut Hadmersleben 1985–1991

Ehrenamtlicher Museumsleiter im Kloster Hadmersleben 1991–2005

Schlussbetrachtungen

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