Gratwanderung.
Als "Künstlerin" in der russischen Kommandantur. 3. Auflage
978-3-935358-19-4
Eine junge Frau erlebt das Ende des Krieges und die ersten Nachkriegsjahre auf ihre ganz eigene Weise. Noch in den letzten Kriegstagen wird sie als Schwesternschülerin eingezogen, zieht gegen die Richtung, in der viele flüchten, um wieder zurück zu ihren Eltern in Gardelegen zu kommen. Dabei hat sie erste Begegnungen mit Besatzungstruppen: den Amerikanern, den Engländern, schließlich den Russen, als sie schon wieder in Gardelegen ist.
Ihr Vater wird verhaftet, und sie wird zur Arbeit zwangsverpflichtet, wird durch Glück „Kunstmalerin“ in der russischen Kommandantur. Es ist ein widersprüchliches Bild, daß sie von diesem Leben zeichnet: einerseits das Arbeiten auf einem Pulverfaß mit mannigfachen Gefahren, andererseits eine gewisse Normalität des Lebens. Sie schildert zugleich ihre Erfahrungen mit ihren Mitbürgern: die freundliche Solidarität, das Wegsehen, um selber nicht betroffen zu werden, das Ausnutzen von Machtpositionen und Schwächen des Nachbarn, um sich eigene Vorteile zu verschaffen.
Um ihren Vater zu befreien, dringt sie – ein wohl einmaliger Fall – in das Gefangenenlager Mühlberg des NKWD ein, dringt bis zum Kommandanten vor, riskiert gar, daß auf sie geschossen wird. Und sie hat Erfolg, denn ihr Vater kommt – wohl dank ihres Wirksamwerdens – frei.