Kropf, Werner (4) – Wendezeiten

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Wendezeiten. Nichts ist, wie es war, und nichts bleibt, wie es ist

Von Hakeborn bis Ägypten. Wege eines Landwirts. Band 4

978-3-86289-002-6

Vorwort

Mit diesem vierten Buch setze ich die Schilderung meines Lebensweges fort, der zusammen mit den drei vorangegangenen Büchern den Zeitraum vom Zweiten Weltkrieg bis in das neue Jahrtausend hinein umfasst – 62 Jahre von 1942 bis 2004.
Meine Geschichte sowie die meiner Familie und Weggefährten ist auch ein Teil deutscher, insbesondere ostdeutscher Zeitgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es gibt wohl kein weiteres Land auf der Welt, dessen Geschichte in den letzten Jahren so gründlich erforscht wurde wie die der DDR. Doch in der offiziellen Geschichtsschreibung dominiert die Sicht der Sieger. Es wird bewusst und unbewusst ausgeblendet, wie hunderttausende, ja Millionen Bürger dieses Landes ehrlichen Herzens und angestrengt darum gerungen haben, das Gesellschaftsexperiment Sozialismus erfolgreicher zu ge­stalten, als es letztendlich gelungen ist. Neue gesellschaftliche Eigentumsverhältnisse hatten die Verhältnisse zwischen den Menschen verändert und Be­ziehungen, die nicht von Besitz und Geld geprägt waren, entstanden. Ich hoffe, dass sich in den kommenden Jahrzehnten die Sicht auf die DDR ändern wird, wenn man diese Entwicklungen unvoreingenommen untersucht und dabei die Vielzahl der bereits vorliegenden und noch entstehenden Lebensberichte mit einbezieht.
Um es deutlich zu machen: Ich will die DDR nicht wiederhaben. Sie ist aus einer Vielzahl von Gründen zugrunde gegangen, vor allem aber durch Fehler ihrer Führung, die den eigenen, von ihr selbst postulierten Anforderungen nicht gerecht geworden ist. Darauf gehe ich im vorliegenden Buch ausführlich ein.
Als jemand, der sein gesamtes Berufsleben hindurch Aufgaben und Verantwortung in der Landwirtschaft übernommen hat, schildere ich die Anstren­gungen und Sorgen, Erfolge und Freuden der Menschen, die in dem Wirtschaftszweig tätig waren, der zu dem Besten gehörte, das die DDR hervorgebracht hat. Wir haben schon als Kinder die schwere Arbeit unserer Eltern auf dem Bauernhof erlebt und haben als Heranwachsende selbst mit Hand an­gelegt. Doch über mehr als fünf Jahrzehnte wurden wir Zeugen und Mitgestalter des Fortschritts in der Landwirtschaft: Es entstanden große genos­senschaftliche Betriebe und volkseigene Güter, die Arbeit wurde mechanisiert und leichter, die Anwendung der Wissenschaft wurde zum Dreh- und Angelpunkt der weiteren Entwicklung, die Erträge stiegen um das zwei- bis dreifache und die Zahl derjenigen Menschen, die ein Bauer ernährt, verzehnfachte, ja verhundertfachte sich zwischen 1950 und 2010.
Das vorliegende Buch umfasst den Zeitraum von 1981 bis 2004 und damit die letzten Jahre der DDR, die Zeit der politischen Wende, die Vereinigung der beiden deutschen Staaten und die zwei Jahrzehnte danach. Ich habe versucht, am eigenen Erleben deutlich zu machen, welch tiefgreifende Veränderungen sich in dieser Zeit vollzogen haben, die von den Menschen im Osten Deutschlands ausgingen und die sie nun selbst verkraften mussten. 
Da ich selbst diese Zeit mit ihren politischen und wirtschaftlichen Zwängen und Möglichkeiten erlebt und mitgestaltet habe, spare ich auch nicht mit Kritik am Management des Vereinigungsprozesses durch die Bundesregierung. Vieles hätte besser überlegt und umgesetzt werden können. Ich beschreibe Beispiele, wie Menschen aus Ost und West auf einander zugingen, um neue Lösungen, um neue Perspektiven zu finden. Solche herausragenden und unsere Region prägenden Unternehmen wie die Nordsaat Saatzucht GmbH, der Landmaschinenvertrieb Altenweddingen, der Schlachthof Halberstadt, die Agroservice GmbH Heudeber und die im Harzkreis wirkenden Agrar­genos­sen­schaften, GbR und Einzelunternehmen der Landwirtschaft schrieben Erfolgsgeschichten, weil ihre Leiter und Mitarbeiter sich mit ihrer ganzen Kraft für die Entwicklung ihrer Betriebe einsetzten. So ist der Teil des Buches, der die Jahre ab 1990 beschreibt, auch ein Zeugnis für die komplizierte, aber letztendlich erfolgreiche Entwicklung der Landwirtschaft in unserer Region seit 1990.
Am Schluss des Buches wende ich mich aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zu, um deutlich zu machen, welche Herausforderungen und Gefahren vor uns stehen. Aber ich bin optimistisch, dass die Menschheit auch diese Hindernisse überwinden wird. Man muss meine Ansichten dazu nicht teilen – doch ich wäre schon froh darüber, wenn sie von den Lesern als Anstöße zum Nachdenken angenommen werden – als ein Anfang für Veränderungen.  
 
Werner Kropf 
 

 

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